Brevet – Dreihundert Kilometer 2016 – Ein Traum in vielen Farben

Ach was war das schön. Und damit könnte dieser Bericht auch schon beendet sein. Noch ein paar Bilder, und ein perfektes Brevet ist dokumentiert. Aber ein bisschen ausführlicher möchte ich es schon machen.

Da die Berliner Randonneure auch zu den Frühstartern gehören, war es mal wieder Zeit, den Wecker auf eine Uhrzeit einzustellen, die als Stundenzahl eine Vier enthält. Puh. Aber wie immer vor einem Brevet habe ich keinen Wecker benötigt. Denn die routinemäßige Aufregung hat für einen kurzen Schlaf gesorgt. Es waren zirka fünf Stunden. Dementsprechend müde bin ich in die Küche geschlichen und habe mich dort kulinarisch auf die Tagesaufgabe vorbereitet. Neben der üblichen Portion Porridge zum Frühstück wurde auch Proviant in Form von Käse-Stullen und selbst gemachten, herzhaften Reis-Küchlein bereitgelegt.

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Energie

 

Die Fahrt durch das morgendliche Berlin war frisch.

Dieses Brevet war das erste mit einem reinen Rennrad (Alu-Rahmen mit Carbon-Gabel Kombination). Das 2014er Modell Aspin von der Hamburger Marke Stevens. Aufgrund meiner groben Planung war es ausreichend, Akkubeleuchtung für 3h dabeizuhaben. Denn die Planung sah vor, spätestens zwei Stunden nach Sonnenuntergang (22:45 Uhr) im Ziel zu sein und somit noch ausreichend Beleuchtungskapazität für den Heimweg zu haben. Ich denke, jeder erfahrene Randonneur hat jetzt Sorgenfalten auf dem Gesicht, da man ja nie wissen kann, wie sich so ein Brevet entwickelt. Und die Ankunftszeit auf zwei Stunden vorauszusagen kann bei zunehmender Strecke sehr riskant sein. Naja, Ende gut alles gut. Ich nehme jetzt schon mal die Spannung raus – es verlief alles wie geplant, vielleicht sogar ein bisschen besser. Auf jeden Fall wird dieses reine Rennrad für die zukünftigen, längeren Strecken Brevet-taugliche Beleuchtung in Form eines Nabendynamos und der damit verbundenen Front- und Rückbeleuchtung bekommen. Jetzt aber zurück zum Geschehen des Tages.

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Startklar

 

Neunzig Starter in drei Gruppen in Abständen von zehn Minuten startend. So hieß die bewährte Startformel auch diesmal. Und jede Gruppe wurde von erfahrenen Randonneuren südwärts aus die Stadt geführt. In der zweiten Startgruppe war das Gros der von mir bekannten Berliner Randonneure enthalten, sodass durch etliche Gespräche und Scherze der erste Abschnitt Richtung Trebbin wie im Fluge verging.

Die Strecke war fast zu 100% identisch mit der letztjährigen Streckenführung. Aber die geringe Abweichung zum letzten Jahr war aber enorm wichtig für Diejenigen, die sich im letzten Jahr durch den märkischen Sand gequält haben. Falls es einer amüsanten Erinnerung bedarf kann man das HIER nachlesen.

Auf halbem Weg Richtung Dahme sorgten eine Geher-Einlage, mit anschließendem Betonradweg und einem danach folgenden langen Anstieg für die Sprengung der größeren Gruppe. Ich habe mich an Wolfgang gehalten, und bin mit Ihm ein paar Kilometer geradelt. Der positiv Verrückte verpackt seinen dreiwöchigen beruflichen Aufenthalt in Südafrika innerhalb zwei Brevets. Dieses eine 300er, nach dessen Ende er zwölf Stunden später zum Abflug in Tegel sein muss und das 400er, welches er direkt nach Ankunft in Angriff nehmen will. Dann mal schönes trainieren in den Fitnessstudios von Johannesburg und viele tolle Erlebnisse dort.

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Ausgebremst

 

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„Zeitfahren“

 

Nach einer Tempoverschärfung meinerseits, habe ich Wolfgang zurückgelassen, was aber unter Randonneuren nicht verwerflich ist. Schließlich fährt jeder in einer für sich angenehmen Geschwindigkeit. Dieses Mal lagen unsere Beiden Wohlfühlzonen halt ein paar KMH auseinander. Mit diesem erhöhten Tempo konnte ich kurzer Zeit später Dietmar am Horizont entdecken und habe es mir natürlich nicht nehmen lassen, den schnellen Dietmar mit „Zeitfahrhelm“ einzuholen. Zusammen sind wir dann zum zweiten Kontrollpunkt nach Dahme geradelt und haben uns den wohlverdienten Stempel traditionsmäßig bei den super netten Floristen von „Florever“ geholt.

Noch schnell die Getränkeflaschen aufgefüllt und dann alleine weiter auf dem Fläming-Skate Richtung Westen. Und wieder habe ich am Horizont ein bekanntes Duo aus Gefährt und Randonneur entdeckt – Liegeradler Mathias. Aber diesmal brauche ich ein wenig mehr Kraft um den schnellen, windschnittigen Kollegen einzuholen. Aber die Beine rotierten unablässig und sogar mit ordentlich Kraft, sodass wir sogar zusammen noch den enteilten Dietmar (wie auch immer er das gemacht hat) rechtzeitig vor der Pasta-Party in Oehna einholen konnten. Wir erreichten diesen dritten Kontrollpunkt (KM 130) mit ungefähr sieben Mitstreitern und im Hinterhof der Gastwirtschaft herrschte ein Buntes Treiben an Radtrikots, deren Träger sich allesamt an erfrischenden Getränken labten. Auch frisch zubereitetes Essen wurde im Minuten Takt aus der Küche geliefert.

Nachdem die Teller und Gläser geleert waren, machten wir uns zu viert auf den wunderschönen Weg nach Wörlitz. Vorbei an blühenden Rapslandschaften, erntereifen kilometerlangen Spargelfeldern, blütentragenden Obstwiesen. Ach Randonneursherz – was kann man mehr wollen. Ja richtig. Rückenwind. Und direkt von hinten. Bester Schiebewind entlang der Deichkrone auf dem Abschnitt Wittenberg-Wörlitz. Ein Genuss ohne Gleichen und stetig lustige Kommentare aus der Gruppe. Situationskomik der feinsten Sorte. Beim Schreiben dieser Zeilen habe ich schon wieder ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Danke an Dietmar, Mathias, Peter und Peter!

Hinter Wörlitz stand die Elbpassage bei Coswig per Fähre auf dem Streckenprotokoll. In Coswig habe ich ein letztes Mal die Trinkflaschen aufgefüllt und habe mich auf die Verfolgung von Dietmar, Peter und Mathias gemacht. Dank einer Panne von Peter war die Verfolgung trotz Steigungsprozenten schnell beendet. Mathias und Dietmar haben sich dann entschlossen, einen weniger ruppigen Weg zum fünften Kontrollpunkt nach Dobbrikow (KM 268) zu nehmen. Peter und ich haben dies nicht mitbekommen. Wir haben dann zusammen mit dem herannahenden Ralf einen kleinen belgischen Kreisel initiiert und sogar die Geschwindigkeit auf den Kopfsteinpflasterpassagen (bis zu zwei Kilometer Länge) hochgehalten und ich mich ein wenig wie die Radprofis bei Paris-Roubaix gefühlt. Für eine kurze Zeit schmerzende Handgelenke inklusive.

In Dobbrikow gab es ein letztes kurze Verschnaufpause von 20 Minuten bevor die Dämmerung des Tages einsetzte und ich zusammen mit Mathias auf den letzten 30 Kilometern noch mal alles aus den Beinen rausholte, was die Muskelkraft hergab. Es lag bestimmt an den Reis-Küchlein.

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Attacke

 

Dieses Brevet war eine Werbung für Langstreckenfahrten und die hohe Anzahl an Novizen bestätigt den allgemeinen Trend „Rauf aufs Rad – Rein in die Natur“. Und dank solcher toll organisierten Veranstaltungen ist das auch kein Wunder. Danke Klaus, Danka Ingo, Danke Ralf!

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Die perfekte Reneration gab es am Folgetag bei der Familie in der Heimat im Ludwigsluster Schlosspark – auch unvergessliche Momente mit meiner Nichte.

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Erholung

 

Für mich geht es in vier Wochen weiter. 400km – Startort Emsland – Startzeit 21 Uhr – Also mal wieder ein Erlebnis in der Nacht und wahrscheinlich viele neue Gesichter. In diesem Sinne – KEEP RIDING!!!

Brevet – Zweihundert Kilometer 2016 – Eine Ausfahrt in Ostfalen

Neue Motive | Neue Bekanntschaften | Neue Orte – All das hat dieser Eintrag zu bieten.

Es war ein tolles, herausforderndes Wochenende bei den Randonneuren aus Ostfalen, die Ihren Startort in Warberg, am nördlichen Auslauf des Höhenzuges Elm haben.

Angereist bin ich mal wieder mit der Kombination aus Bahn und Rad, bereits am Vortag des Brevet. Die Unterkunftssuche hatte mich diesmal nach Schöningen (10km entfernt vom Startort) verschlagen. Ich hatte die Möglichkeit, die Gastfreundschaft von Rosi kennenzulernen, die mir an den beiden Abenden vor Ort mit kleinen Gesprächen die Zeit verkürzte. Es war herzallerliebst, wie Sie versuchte mir einen möglichst angenehmen Aufenthalt zu bereiten. Sogar die Möglichkeit der Badewannennutzung hatte Sie mir angeboten. Danke! Natürlich durfte ich auch Ihre Küche benutzen, sodass es sowohl am Abend und am Morgen jeweils warme Mahlzeiten geben konnte.

Am Startmorgen selbst, habe ich mich gegen den ersten Vorschlag der Routenplanung des Navis entschieden, und somit einen alternativen Weg eingeschlagen. Dieser war unwissender Weise mit einer perfekten Crosseinlage verbunden. Somit war ich gleich auf Betriebstemperatur und konnte paar schöne Motive sammeln. Neue Motive – erledigt – weitere folgen.

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Kein Asphalt I

 

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Kein Asphalt II

 

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Berliner Probleme in Ostfalen

 

Am Startort, am Grundstück von einem der Organisatoren (Hartmut), habe ich nach Abholung der Stempelkarte in der Weite ein paar bekannte Gesichter vernehmen können. Es waren Mathias und Peter. Ständige Begleiter bei den Berliner Ausfahrten. Es zieht sich wie ein roter Faden durch meine Brevets in der „Fremde“ – überall gibt es „Bekannte“. Ein kurzes Foto vor dem Start und dieses wurde dann den verbleibenden Berliner Randonneuren dank mobiler Datenübermittlung rasch zugesendet.

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Kleine Mitte – mit Peter und Mathias

 

Bei 59 Teilnehmern sind wir auch hier in 3 Gruppen im Abstand von 5 Minuten gestartet. Ich hatte das Vergnügen in der ersten Gruppe zu starten. Rückenwind sorgte für ein enormes Tempo, sodass ich zwar nach 20 Kilometern entschied alleine zu fahren, aber trotzdem den ersten Kontrollpunkt schon nach knapp einer Stunde erreichte (Oebisfelde – KM36)

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Grupetto

 

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Vernünftig sein

 

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Pedalritter

 

Trotz bester Wettervorhersage stimmte bis dato nur die Windvorhersage. Starker Wind aus süd-östlicher Richtung. Da der Streckenverlauf bis zum zweiten Kontrollpunkt (Wanzleben – KM99) genau Richtung SO führte, und auch das Streckenprofil so einige Wellen bereithielt, war es für mich und wohl auch für viele andere der anspruchsvollste Streckenabschnitt des Brevets. Ich fuhr auch diesen Abschnitt gänzlich alleine, wobei entweder 300 Meter hinter mir oder auch mal vor mir ein Liegeradler fuhr. Je nachdem, ob Steigung oder Abfahrt, hatte entweder ich den Kopf vorne, oder er seine Füße. Lediglich die erste Ampel, eine provisorische Baustelle, sorgte für eine Unterbrechung. Ich musste leider anhalten, aber der Gesamtschnitt war auch am zweiten Kontrollpunkt mehr als ordentlich.

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Endlos I

 

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Keinen Aufgang gefunden

 

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Wechselspiel

 

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Zusammen seid Ihr stark

 

Und ab jetzt sollte der Genuss beginnen. Pünktlich ab Wanzleben, also dem östlichsten Punkt unserer Ausfahrt, gab es Rückenwind und auch die Sonne sollte endlich in Erscheinung treten. Zirka zwanzig Kilometer später schloss ich zu einem Duo auf, welches ich seit dem zweiten Kontrollpunkt am Horizont erspäht hatte. Anscheinend haben die Beiden zu viel gequatscht. Ich hatte das Vergnügen den Brevet-Novizen Max kennenzulernen, der seine Stempelkarte verlor, aber trotzdem brav zu Ende fuhr und Jörg, der ebenfalls seit drei Jahren Brevets absolviert. Und auch ich stimmte mit in das „Gequatsche“ ein und es ergab sich ein kurzweiliges Dahinradeln in toller Landschaft über den dritten Kontrollpunkt (Dardesheim – KM148) hinaus, bis zum Ende des Brevet. Neue Bekanntschaften – erledigt.

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Endlos II

 

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Max und Jörg

 

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Artgerechte Haltung

 

Ich hielt auch nicht hinter dem Berg mit meiner Tradition, auf einem Brevet ein Eis zu essen. Und die Beiden fanden die Idee so schmackhaft, dass Sie glatt mitkommen wollten, obwohl wir dafür einen kleinen Umweg nehmen mussten. Aber erst die Arbeit, und dann bekanntlich der Genuss. Hartmut und seine Mitorganisatoren haben aufgrund der geografischen Lage die Möglichkeit, zum Finale eine Herausforderung der steilen Art bereitzustellen. So ging es kurz hinter Schöppenstedt hinauf in Richtung Osterberg. Bei maximaler Steigung von 10% und einer Länge von drei Kilometern, eine echte Prüfung am Ende eines Brevet. Mit Bravour und Gelassenheit haben wir die letzte Aufgabe gemeistert und konnten uns danach auf die Suche nach einem Eis begeben. Neue Orte – erledigt.

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Eis macht glücklich

 

Der letzte Kontrollpunkt lag ganz idyllisch in der abendlichen Sonne an einer Kapelle (Beienrode – KM190). Die Besonderheit – eine Kontrollzange. Mit dem Zangenabdruck war die Passage der Kapelle in der Stempelkarte zu dokumentieren. Hervoragende Idee, um Abwechslung in die stetige Tankstellenroutine zu bringen. Auch die letzten 20 Kilometer haben Jörg, Max und ich erfolgreich zu Ende gefahren. Im Ziel wartete schon Hartmut um den Eingang der Stempelkarte zu quittieren und das Brevet als „bestanden“ zu quittieren. Es verbleibt in meinen Erinnerungen mal wieder ein tolles Brevet. Vielen Dank an Euch nach Ostfalen und bis zum 600er. Neue Motive | Neue Bekanntschaften | Neue Orte

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Fast geschafft

 

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Loch an Loch zum Nachweis

 

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Als kleinen Abschluss zu diesem Bericht gibt es noch ein paar Bilder von meiner Rückfahrt nach Hamburg. Ein kleines 200er-Double.

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Morgendliches Bedürfnis

 

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Am Samstag geht es beim ARA Berlin-Brandenburg endlich los – Genießt es

 

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Links oder Rechts

 

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Ein Gruß nach Flandern

 

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Keep Riding

Brevet – Zweihundert Kilometer 2016 – Höhenmeter im hohen Norden

Kiel: Traditionell einer der ersten Möglichkeiten im Jahr ein Brevet zu absolvieren. Von den Kollegen früher ins Wochenende verabschiedet ging die Anreise am Tag vorher selbstverständlich mit dem Rad von Hamburg aus von statten. Zwei Packtaschen sollten alles beinhalten, was ich Klamotten-technisch für das voraus gesagte nasskalte Wochenende benötigen würde. Und nass wurde es mal wieder. Aber die Anfahrt am Freitag entschädigte mit ein paar Sonnengrüßen.

anfahrt_kielMeine Unterkunft hatte ich über eines der unzähligen Portale für private Vermietungen gefunden. Ein Zimmer, eine Küche, ein Bad – Nichts Besonders, aber alles für den Zweck ausreichend. Die kohlenhydratreiche Abendlage gab es beim Italiener um die Ecke und für einen Nachtisch war auch Platz. Nach einem kleinen Verdauungsspaziergang fielen dann die Augen gegen 21.30 Uhr langsam zu. Also genug Zeit um ausgeruht am nächsten Tag gegen 8 Uhr an den Start zu gehen.

Pünktlich, wie ich immer so bin, war ich 45 Minuten vor Startbeginn vor Ort. Leider war das Ruderheim geschlossen, sodass ich die restlichen Minuten in der morgendlichen Kälte verbringen musste. In diesem Moment, aber auch nach Abschluss dieses Brevets habe ich die gemütliche und vor allem warme Aufenthaltsmöglichkeit bei den Berliner Brevets am Start vermisst.

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Gefährten I

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Gefährten II

5 Minuten vor dem Start sprach mich ein Randonneur an: „Wir kennen uns doch?!“„Na klar!“, stimmte ich zu. Es waren Willi und Christoph, die den langen Weg aus Sachsen auf sich genommen haben, um ebenfalls früh in diese Brevetsaison zu starten. Die Beiden waren schon oft in Berlin dabei und waren auch vor zwei Jahren, für mich überraschend, beim 600er Brevet in Hamburg am Start. Auf den ersten Kilometern erzählten mir die Beiden von Ihrer Unterbringung in einem Hostel. Mal wieder zeigt sich, dass die Welt der Randonneure ein wenig verrückt ist und viele interessante Geschichten bereithält.

 

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Rad am Bett (Bild von Willi und Christoph)

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Rad im Bad (Bild von Willi und Christoph)

Wir verließen Kiel nordwärts Richtung Eckernförde, um zum ersten Checkpunkt des Tages zu gelangen. Rieseby (KM 58). Bis dorthin waren wir größtenteils zu Zweit oder zu Dritt unterwegs und ich entschied mich, eine kleine Pause beim örtlichen Bäcker zu machen. Inklusive zwei Stücken vom köstlichen Kirchkuchen. Den fälligen Stempel gab es dann wie üblich an einer Tankstelle.

 

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Willi in Aktion I

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Christoph in Aktion

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Willi in Aktion II

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Kuchen 1 von 4

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Hallo (Bild von Willi und Christoph)

Ich fuhr noch ein kurzes Stück mit den Beiden zusammen. Ab ca. Kilometer 70 fuhr ich den Rest des Tages für mich allein, aber keineswegs langsam. Die Beine waren gut drauf und das missliche Wetter konnte mir dank perfekter Kleidung nichts anhaben. So ging es auf schnellstem Wege zum nächsten Kontrollpunkt nach Kappeln (KM 83), dem nördlichsten Punkt unserer heutigen Ausfahrt.

 

 

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Knicks I

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Knicks II

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Tropfen

Stefan, der Organisator, hatte eine tolle Strecke für uns vorbereitet. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es bei sonnigen Bedingungen sein muss, hier zu fahren. Es ging zwar permanent hoch und runter, doch die Landschaft und größtenteils wenig befahrenen Wege sorgten für ein Randonneur-Erlebnis der tollen Sorte. Und wie gesagt, es hat zu 75% geregnet und die Temperaturen lagen bei 3-5°C. Schleswig (KM 122) war der dritte Kontrollpunkt und auch hier gab es den obligatorischen Stempel an einer Tankstelle.

 

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Ostsee I

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Ostsee II

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Anschluss geschafft oder Ziehen lassen

Ab Schleswig sollte die eigentliche Herausforderung folgen. Der Weg hinauf zum Aschberg (KM 143, HM 98). Doch auch der Weg dorthin hatte seine Anstrengungen parat. Es ging durch sehr hügeliges Gelände mit kurzen, kräftezehrenden Anstiegen. Aber auch das sorgte für eine willkommene Abwechslung zur Tristesse, welches das Wetter bot. Hätten wir ordentliche Sicht gehabt, dann hätte man vom Aussichtsturm sogar die Ostsee sehen können. So gab es zu Krönung des Tages sogar ein bisschen Schneefall. Ich wärmte mich ein wenig auf und die obligatorischen zwei Stücken Kirchkuchen gab es in der dort ansässigen Globetrotter-Lounge. Sehr empfehlenswert, vor allem weil der Kuchen noch warm war.

 

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Tropfen – Regen und Schweiß

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Aschberg I

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Aschberg II

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Aschberg – Globetrotter Lounge

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Yippieh (Bild von Willi und Christoph)

Ab Aschberg ging es weiter durch wundervolle Szenerien der schleswig-holsteinischen Landschaft. Mit einer kurzen, kostenfreien Fähr-Passage über den Nord-Ostsee-Kanal. Die kostenfreie Passage über den Kanal geht zurück auf Kaiser Wilhelm, der damit die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöhen wollte. Eine Tankstelle in Rotenhahn (KM 188) war der letzte Kontrollpunkt vor dem eigentlichen Ziel. Ich habe dort kurz den Organisator getroffen und mich äußerst bedankt für die tolle Strecke. Ich werde diese Straßen bestimmt nochmal bei tollem Wetter in Angriff nehmen.

 

 

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Ein Dank an Kaiser Wilhelm

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Schleuse Kluvensiek

Auch die letzten Kilometer bis zurück nach Kiel verliefen ohne Probleme, sodass ich gegen 17.45 Uhr nach 206 Kilometern wieder am Startpunkt war. Es war einfach toll!!!

 

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Geschafft

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Heimfahrt

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Glückwunsch (Bild von Willi und Christoph)

Übrigens. Eine Premiere gab es auch noch. Mein erstes 200er Brevet ohne Sturz – tja, es geht aufwärts. Bis bald, und wer es gemerkt hat, ich habe klangheimlich den Blog umgetauft Aus 2015 wurde 20XX.

 

 

kiel_200In diesem Sinne – Keep Riding!!!

Brevet – Sechshundert Kilometer 2015 – Eine Prüfung, die nicht geschafft wurde

Eine Mandelentzündung und eine anschließender grippaler Infekt zwangen mich das 600er Brevet in Berlin abzusagen. Um trotzdem die Qualifikation für Paris-Brest-Paris zu schaffen musste ein Ersatztermin her. Perfekt in den privaten, wie auch betrieblichen Terminplan passte das 600er Brevet in Sachsen. Dieses Brevet startete entgegen den meisten Brevets nicht in den Morgenstunden am Samstag, sondern in der Abenddämmerung am Freitag gegen 18.30 Uhr.

600er Brevet – Auf den Brocken

Der Startort lag östlich von Leipzig, in Bennewitz. Da Bennewitz einen eigenen S-Bahnhof besitzt entschied ich mich zur Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Reiseroute per Zug begann am Berliner Ostbahnhof, mit kurzem Zwischenstopp Dessau und dem finalen Umstieg in die Leipziger S-Bahn. Ich verkürzte mir die Zeit mit einem Roman über einen Hamburger Fahrradkurier, der aufgrund eines Fahrradunfalls außer Gefecht gesetzt worden ist, und daraufhin seinen vor kurzem pensionierten Vater überredet, die Kurierdienste für Ihn zu übernehmen. Eine durchaus entspannte Brevet-Vorbereitung.

Ein Zweirad geht auf die Schiene

Ein Zweirad geht auf die Schiene

Lese- und Koffeinstoff

Lese- und Koffeinstoff

Im Regional-Express von Dessau nach Leipzig zeigten ein radelnder Fahrgast und ich einem jungen Radenthusiasten, wie man einen defekten Schlauch flickt. Man mag es nicht glauben, aber es war für Ihn das erste Mal, dass er ein vorhandenes Loch im Schlauch „stopfte“. Laut seiner Aussage kauft er sich in diesen Fällen neue Schläuche – Was für eine Verschwendung!

Stopfen I

Stopfen I

Stopfen II

Stopfen II


Aber zurück zum Brevet. Ich erreichte die Sporthalle in Bennewitz gute zwei Stunden vor dem Start und nutze die Zeit für eine letzte Stärkung, dem Auftragen von Sonnenmilch, die trotz des späten Starts von Nöten war. Zudem packte ich meine kleine Begleitertasche. Es waren enthalten: Regenklamotten – Sonnenmilch – Zahnbürste und Zahnpasta – Verpflegung – Wechselklamotten – Chamois-Creme. Ich war der Hoffnung, dass all diese Sachen die bevorstehenden Leiden bestmöglich lindern.

Blütenpracht

Blütenpracht

Kohlenhydrate

Kohlenhydrate

Zucker

Zucker

Es waren insgesamt vierzig Starter und der Organisator Olaf ließ es sich nicht nehmen noch ein paar kurze Worte ans Teilnehmerfeld zu richten. Mit seiner Aussage, dass der Brocken und der Anstieg bei Kyffhäuser nicht das Anstrengendste der Tour wären, sondern das permanente Auf und Ab in Thüringen, ließ ein kleines Raunen durch das Feld ziehen. Die zwei Gruppen verließen im Abstand von fünf Minuten den Startort und es ging zunächst in westliche Richtung nach Leipzig.

Perlenschnur

Perlenschnur

Gute Laune

Gute Laune

Alte Windnutzung

Alte Windnutzung

Neue Windnutzung

Neue Windnutzung

Gen Westen

Gen Westen

Meine Beine und mein Körper fühlten sich gut. Das Tempo war zwar beachtlich hoch (ca. 30 km/h), aber ich hatte die Möglichkeit mich gut im Feld zu verstecken, um Kräfte zu sparen. Insgesamt gab es bei diesem Brevet nur fünf Kontrollpunkte. Auf dem Brocken (KM 226), in Bad Sulza (KM 377), am Rasthof Berg an der A9 (KM 501), in Meerane (KM 597) und im Zielort Frohburg (KM 637). Die letzte Möglichkeit vor der einsetzenden Nacht nochmal die Getränkevorräte zu füllen war nach ca. 80 Kilometern. Üblicherweise war es eine Tankstelle, doch leider hatte diese schon in den „Nachttresor-Modus“ gewechselt. Das Resultat war, dass sich neben den normalen Kunden einer Tankstelle auch die teilnehmenden Randonneure in die Warteschlange einreihen mussten. Aber die freundliche Bedienung ließ sich den Stress gar nicht anmerken. Und aufgrund der angenehmen Temperaturen war das Warten auch kein Problem.

Ausgebremst

Ausgebremst

Tankstelle

Tankstelle

Das Gelände der Tankstelle verließ ich alleine, da ich mir relativ viel Zeit ließ, um zu Essen, zu Trinken und die Flaschen wieder aufzufüllen. Wenige Kilometer weiter, die Dunkelheit setzte bereits ein, sah ich zwei radelnde Kollegen, die sich um die Lichtanlage eines Rades sorgten. Leider musste dieser Kollege das Brevet abbrechen, da er diesen Defekt nicht mehr beheben konnte. Und ohne Licht durch die Nacht zu fahren, wäre ziemlich unvernünftig. Wir trafen uns nochmal am nächsten Tag in der Sporthalle und er meinte zu mir, dass es für Ihn der erste Abbruch eines Brevets gewesen wäre. Nach insgesamt 61. Unglaublich.

Auch alleine war ich recht zügig unterwegs, aber permanent den Puls im Auge behaltend, dass dieser sich in einem angenehmen Bereich befindet. Kurz vorm Einsetzen der Nacht erreichte ich Seeburg und ließ mich für zwei Minuten nieder um eine kleine Fotopause einzulegen.

Lichter

Lichter

Die nächste Pause war dann in Mansfeld (KM 125). Ich ließ mich in einer Sparkasse nieder und legte die Ärmlinge und Beinlinge für die Nacht an. Die Temperaturen waren zwar angenehm, aber die gelegentlichen Abfahrten im Vorland des Harzes waren doch sehr kühl. Ich nahm wieder ein paar Happen zu mir und merkte die Anstrengung der hügeligen Fahrt durch den Abend. Ich glaube das „Selfie“ kann das am besten beschreiben.

Strapazen

Strapazen

Aber, es sollen in diesem Blog ja nicht nur die tollen Momente präsentiert werden. Nach 20-minütiger Pause setze ich die Reise durch die Nacht fort, doch ich kam komischer Weise überhaupt nicht mehr in die Gänge. Die Grundgeschwindigkeit war für dieses Terrain mehr als in Ordnung, doch jede Pedalumdrehung dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Dieses Gefühl war vollkommen neu für mich. Und das schon so früh im Brevet. Zudem meldeten sich die Mandeln. Jeder Schluckvorgang, und das sind durch die ständige Aufnahme von Getränken und Essen eine Menge, verursachte Schmerzen im Rachenraum. So dauerte es nicht mehr viele Kilometer bis ich entschloss, dass Brevet zu beenden und der Gesundheit zu Liebe auszusteigen. In Harzgerode (KM 153) setzte ich mich an den Straßenrand und unterrichtete Tanja von meinem Abbruch. Ich glaube es war ca. 1 Uhr in der Nacht.

Doch nun musste ich mir Gedanken machen. Wie komme ich wieder zurück? Wo ist denn der nächste Bahnhof? Und vor Allem, wann fährt der nächste Zug? Und an diesem Punkt hat die mobile Datenkommunikation dann eindeutig Ihre Stärken. Ein kurzer Blick in die App der Deutschen Bahn. Der nächste Bahnhof lag in ungefähr 17 Kilometern Entfernung. In Quedlinburg sollte der erste Zug Richtung Leipzig gegen halb sieben in der Früh den Bahnhof verlassen. Ich ließ mir kurz den Weg auf meinem GPS-Gerät berechnen und machte mich dann auf den Weg. Doch die schwerste Prüfung dieser für mich 177 Kilometer langen Ausfahrt sollte erst noch kommen. Kurz hinter Harzgerode erwartete mich ein Anstieg von 14-16%. Zu allem Überfluss bekam ich einen Hungerast und verbrachte ein paar Minuten am Straßenrand um die letzten Essensreserven zu mir zu nehmen. Ich erreichte Quedlinburg gegen drei Uhr morgens und suchte mir erneut eine Sparkasse, um mich dort ein wenig auszuruhen und die Augen zu schließen.

Hauptbahnhof Quedlinburg

Hauptbahnhof Quedlinburg

Resignation

Resignation

Ich wachte gegen 5 Uhr wieder von Alleine auf. Es lag wohl an der unbequemen Unterlage. Fliesen. Ich packte ganz langsam meine Sachen zusammen und wollte mir eine Bäckerei suchen. Gerade als ich die Bank verlassen wollte, erblickte ich direkt gegenüber einen Bäcker. Und entgegen der angeschlagenen Öffnungszeiten hatte dieser schon eine halbe Stunde früher geöffnet. Man muss auch mal Glück haben!

Glücksmoment I

Glücksmoment I

Glücksmoment II

Glücksmoment II

So endete mein Ausflug per Rad am Quedlinburger Bahnhof. Es erfolgten etliche weitere Kilometer per Zug über Leipzig, über den Startort Bennewitz (die hinterlegten Sachen abholen), wieder über Leipzig und zurück nach Berlin. Mein Abenteuer 600er Brevet endete gegen ca. 15 Uhr in Berlin und es folgte eine Riesen Portion Schlaf.

Berauschend

Berauschend

Heimfahrt

Heimfahrt

Und was bleibt?

Ganz nüchtern betrachtend habe ich die Qualifikation für Paris-Brest-Paris nicht geschafft. Es wird somit keinen Start in diesem Jahr über 1200 Kilometer in der französischen Hauptstadt geben. Die nächste Möglichkeit ist dann wieder in vier Jahren. Aber ob es dann in vier Jahren eine Teilnahme von mir geben wird, da bin ich mir noch nicht sicher. Ich bleibe dem Brevet-Sport aber gewogen. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie viel Zeit sich von meiner Seite in den Radsport investieren lässt, ohne dass die privaten Dinge zu kurz kommen. Denn der zeitliche Aufwand ist für solch eine Unternehmung immens. Die anfängliche Enttäuschung es dieses Jahr nicht nach Paris geschafft zu haben, war schon recht groß. Doch eine Sache die ich leider wieder lernen musste. Der Körper holt sich seine Auszeiten. Und mit diesem Wissen ist die Enttäuschung dann auch passé. An dieser Stelle möchte ich gerne Wolfgang zitieren, der mich direkt nach dem Abbruch aufgemuntert hat mit den Worten: „Geht immer weiter!“

In diesem Sinne. Bleibt gesund und hört auf Euren Körper.

Allen Randonneuren die in Paris starten, wünsche ich stets gute Beine.

KEEP RIDING!

Einen schönen Bericht findet sich auch im Blog von radlausick!

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Brevet – Sechshundert Kilometer 2015 – Eine Prüfung, die noch auf sich warten lässt

Für morgen war geplant an dem Berliner Brevet über 600 Kilometer teilzunehmen. Leider hat mich eine akute Mandelentzündung außer Gefecht gesetzt. Die Beschwerden an sich sind bereits abgeklungen, doch macht es gesundheitlich keinen Sinn, den Körper so kurz nach einer Erkrankung an die Grenzen zu bringen. Somit werde ich leider nicht den Sonnenuntergang auf dem Darß am Samstag erleben. Trotzdem wünsche ich allen Randonneuren fürs Wochenende gute Beine und dass der stürmische Empfang an der Ostsee nicht zu heftig ausfällt.

Um meine Qualifikation für Paris-Brest-Paris trotzdem zu schaffen, werde ich in zwei Wochen den Randonneuren in Sachsen einen Besuch abstatten, um dort mit Ihnen eine „kleine“ Prüfung abzuhalten. In diesem Sinne: Hört auf Euren Körper und KEEP RIDING!!!

Brevet – Vierhundert Kilometer 2015 – Eine Prüfung mit Schlaf

Zurückblickend auf das 400er Brevet vom letzten Jahr hatte ich mir zwei Dinge für diese Runde vorgenommen. Um akuten Müdigkeitsanfällen vorzubeugen, wollte ich das erste Mal ausprobieren, wie es ist, auf einem Brevet zu schlafen (auch wenn es nur kurz wäre). Zudem wollte ich kurze Pausen am Straßenrand in der Nacht vermeiden, da diese im letzten Jahr mit einer ständigen Abkühlung des nassgeschwitzten Körpers und ebenfalls regennassen Klamotten zu einer Erkältung geführt hatten. Diese Erkältung war mit der Hauptgrund, das 600er Brevet im letzten Jahr nicht zu schaffen. Und so machte sich wieder eine Meute von Randonneuren fleißig an die Arbeit, pedallierend die Zahl der Jahreskilometer auf dem Fahrrad nach oben zu schrauben. Wie immer erfolgte der Start im Amstel House in Moabit. Vom Streckenverlauf ähnelten die 400 Kilometer denen vom letzten Jahr, lediglich mit der Abweichung, dass wir diesmal entgegen dem Uhrzeigersinn fuhren. Und irgendwie hat es Ralf noch geschafft ein paar Extrakilometer hineinzupacken. So sollten es bei erfolgreicher Absolvierung des Brevets am Ende 412 Kilometer sein. Im letzten Jahr hatten wir eheblichen Gegenwind, für einen Großteil der Strecke nach Norden radelnd. So hatten wir gehofft, bei umgekehrter Fahrtrichtung ein wenig Rückenwind zu bekommen. Aber nicht nur die Strecke kann man drehen, der Wind kann Selbiges auch.

Windschnittig

Windschnittig

Keep Riding!!!

Keep Riding!!!

Wir verließen Berlin in Richtung Norden, gewohnt in moderatem Tempo und dann doch zügiger in 2er-Formation sobald die Stadtgrenze passiert wurde. Der erste Kontrollpunkt war in Hammer in einer Bäckerei, welche wohl dank der hohen Anzahl an Randonneuren einen erheblichen Umsatz gemacht haben dürfte.

Bei den DAmen vom Bäcker

Bei den Damen vom Bäcker

Die Startgruppe zerfiel durch den Kontrollpunkt in mehrere Gruppen und Einzelfahrer. Und auch ich machte mich auf die alleinige Weiterfahrt. Ich genoss die Ruhe, und habe mal hier und mal dort angehalten um manche Szenerie fotografisch festzuhalten oder mich in freier Wildbahn dem normalsten Geschäft der Welt zu widmen.

Hölzerner Kirchturm

Hölzerner Kirchturm

Ralf sein Lieblingsgeläuf

Ralf sein Lieblingsgeläuf

Goldig

Goldig

Durch die etlichen kleinen Pausen lieferte ich mir ein kleines „Hase und Igel“-Rennen mit einem bemerkenswerten Pärchen. Die Beiden, deren Namen ich leider nicht erfragt hatte, sind mir schon beim 300er Brevet durch eine stetig konstante, aber zielführende Fahrweise aufgefallen. Meine Durchschnittsgeschwindigkeit auf dem Rad ist schneller als die der Beiden, aber durch meine Pausen sind Sie immer wieder an mir vorbeigefahren. Ich glaube bei diesem Brevet haben wir uns insgesamt fünf Mal auf der Strecke gesehen. Ich werde versuchen beim 600er Brevet mehr zu erfahren, und vielleicht ein bis zwei Fotos mit Ihnen zu ergattern. Die Fahrt bis nach Lunow, dem zweiten Kontrollpunkt war landschaftlich schön und sehr hügelig. Doch die prächtig gelb-blühenden Rapsfelder und die grünen Getreidefelder sorgten für tolle Farbkontraste auf der Netzhaut. Den zweiten Stempel des Tages gab es bei einem Supermarkt und eine Stärkung gab es wohl auch hier für die meisten der angekommenen Randonneure. Zumindest die Müllanhäufung lässt dieses vermuten.

Voll ist Voll

Voll ist Voll

Auch Lunow verließ ich alleine und holte kurze Zeit später Burkhard ein. Er hängte sich an mein Hinterrad und so hatten wir zusammen das Glück, auf eine RTF-Gruppe aus Bernau zu treffen, in deren Schlepptau wir ungefähr fünf bis zehn Kilometer kraftsparend mitrollen konnte. Ist das eigentlich schon fremde Hilfe? Soll ein Brevet nicht ohne fremde Unterstützung gemeistert werden? J Als wir zum Oderdeich abbogen, trennten sich die Wege der Brevetfahrer und der RTF-Teilnehmer. Bis zum nächsten Kontrollpunkt nach Kienitz ging es ungefähr 30 Kilometer parallel zur Oder entlang. Burghard überließ mir meistens die Führungsarbeit und wir holten zusammen Peter ein, der sich ebenfalls an unsere Hinterräder heftete. Burghard bedankte sich artig bei mir für die geleistete Führungsarbeit, wobei die Anstrengung für mich relativ gering war, trotz des stetig von Vorne wehenden Windes. In Kienitz waren mittlerweile 155 Kilometer absolviert und viele der bekannten Randonneursgesichter tummelten sich auf der sonnigen Terrasse vor dem Häuschen des eigentlichen Kontrollpunktes. Ich hatte bewusst in Kienitz keine längere Pause gemacht. Dies wollte ich erst bei Kilometer 220 und dort eine erste warme Mahlzeit zu mir nehmen. Doch die Weiterfahrt alleine war erheblich anstrengend, sodass ich in Seelow (Kilometer 178) einen Lebensmitteldiscounter aufsuchte und dort zirka 20 Minuten verweilte. Pflaumenkuchen, Knusperflocken, Cola und Wasser standen als kleiner Snack auf der Speisekarte. Kurz hinter Seelow holten mich von hinten Mathias, Wolfgang und Dietmar ein. Eigentlich hatten Sie in Kienitz über eine Stunde Vorsprung, aber auch Sie entschieden sich in Seelow eine Lokalität aufzusuchen, wo Sie sich stärkten. So radelten wir zusammen, mittlerweile teilweise mit Regenklamotten ausgestattet, zum vierten Kontrollpunkt nach Mixdorf. Ich freute mich auf eine ordentliche Portion Kohlenhydrate, doch leider sagte uns die Besitzerin, dass die Küche aufgrund einer Jugendweihe-Veranstaltung geschlossen habe. So gab es lediglich ein heißes Würstchen in einem Brötchen.

Des Radlers Rast

Des Radlers Rast

Ein Trugschluss

Ein Trugschluss

Auch Okay

Auch Okay

Zum Wohl

Zum Wohl

Das war mir jedoch zu wenig, vor allem weil noch 190 Kilometer zu absolvieren waren. Ich erinnerte mich an den Ausflug letzte Woche in den Spreewald und wollte dann in Schlepzig (Kilometer 270) mich für die bevorstehende Nacht kalorientechnisch wappnen. Auch Mixdorf verließ ich wieder alleine. Doch einige Kilometer hinter Beeskow, es hatte sich bereits ein heftiges Gewitter am Horizont angedeutet, kamen mir vier Randonneure entgegen. Falsche Richtung?! Nein, auch Sie hatten sich als sicheren Unterschlupf vor dem Gewitter eine massiv gemauerte Bushaltestelle ausgesucht. Die vier Randonneure waren, so wollte es wohl der Zufall, Mathias, Wolfgang, Dietmar und Peter. Zusammen verbrachten wir ungefähr eine Stunde dort. Es war aber ausgesprochen kurzweilig und sehr erheiternd.

Dunkle Vorzeichen

Dunkle Vorzeichen

Der Bus wird nicht benötigt

Der Bus wird nicht benötigt

Der Randonneur auf der rechten Bildseite ist der Dietmar. Und auch er hat wieder einen tollen Erlebnisbericht verfasst und ebenso ein paar tolle Momente fotografisch festgehalten: 400-kilometer-potz-blitz-und-donnerschlag/

Nach dem der Platzregen vorüber war, radelten wir weiter und genossen die Farbenspiele der untergehenden Sonne und den Wolken. Für mich sind diese Stunden auf dem Fahrrad die schönsten. In Schlepzig trennten sich dann die Wege für dieses 400er Brevet. Ich suchte mir einen Landgasthof und nahm leckere Speisen zu mir.

Poesie am Abend

Poesie am Abend

Essensrationen

Essensrationen

Gezeichnet von 270 Kilometern

Gezeichnet von 270 Kilometern

Gegen 21 Uhr ging es zurück auf die Strecke durch die Dunkelheit bis nach Dahme. Den fünften Kontrollpunkt (KM 313) erreichte ich gegen 23.15 Uhr und holte mir schnell den verdienten Stempel bevor ich die ortsansässige Sparkasse aufsuchte. Es war Zeit für ein kleines Nickerchen. Ich zog alle überflüssigen Klamotten aus und hoffte für 45 Minuten die Augen neben dem Kontoauszugsdrucker schließen zu können. Und die Hoffnung wurde erfüllt. Ich erschrak, als ich den Wecker hörte – soweit muss ich wohl im Traumland gewesen sein?! Ich zog mir wieder sämtliche Klamotten an. Mehrere Schichten, damit die Kälte der Nacht keine Chance haben würde. Dass es aus der Nacht und der getätigten Übernachtung keine Bilder gibt, lag wohl an meiner Verfassung. Ich war zwar körperlich fit und hatte keinerlei Beschwerden, doch irgendwie hat die Motivation gefehlt, vom Fahrrad zu steigen und die Motive der Nacht festzuhalten. Lediglich den Mond musste ich verewigen, aber dieses Foto erinnert mich aber eher an die Postkartenmotive meiner Kindheit, frei nach dem Motto: „Mummelsee bei Nacht“! Und auf der Postkarte war Nichts zu sehen als Schwarz.

Brandenburg bei Nacht

Brandenburg bei Nacht

Die Stunden in der Nacht verliefen dementsprechend recht ereignisarm. Bis zum letzten Kontrollpunkt vor Berlin, in Trebbin (KM368), traf ich keinen Randonneur auf der Strecke. Leider konnte man sich in der Tankstelle am Kontrollpunkt nicht aufwärmen. Aufgrund der nächtlichen Uhrzeit hatte lediglich der Nachtschalter offen und alle zu dieser frühen Stunde (3 Uhr) aufgeschlagenen Radler mussten Ihre Speisen und Getränke im Freien genießen. Die windige Brise ins Gesicht gab es gratis dazu. Da sich an der Tankstelle noch zirka 7 Randonneure befanden, beeilte ich mich mit der Nahrungsaufnahme und versuchte die kleine Gruppe schnell einzuholen. Das gelang mir dann auch nach 5 Kilometern. Diese kleinen, roten Rücklichter in der Nacht sind sehr motivierend. Natürlich nur dann, wenn sie dichter kommen. Wir fuhren zusammen bis nach Berlin-Zehlendorf durch die Nacht, wo der Himmel sich von Osten her schon wieder langsam erhellte. In Zehlendorf ließ ich dann noch eine kleine Tradition vom letzten Jahr aufleben. Einen Espresso trinken. Wahnsinnig lecker. Dementsprechend hellwach ging es durch das aufwachende Berlin zurück nach Moabit. Selbst die Ampeln haben in sämtlichen Farben die Einfahrt begrüßt. Rot-Rot-Rot-Grün-Gelb-Grün-Rot-Rot-…-Grün. Gegen halb Sechs morgens erreichte ich den Startpunkt. Stolz auf die Leistung verweilten noch einige Randonneure im Amstel House. Manche erzählten sich die Erlebnisse des Tages, manche hatten den Kopf auf den Tisch und manche saßen einfach nur mit leerem Blick da. Doch viele hatten vielleicht auch schon die Vorfreude auf die 600 Kilometer in drei Wochen im Kopf. Es geht Richtung Norden. An die Ostsee. In diesem Sinne. KEEP RIDING!!!

Rundkurs

Rundkurs

Brevet – Dreihundert Kilometer – Ein Nachtrag

Im letzten Beitrag hatte ich erwähnt, dass sich einige Randonneure durch den märkischen Sand geschlagen haben und dadurch die Reihenfolge der Ankunft am Kontrollpunkt in Dahme durcheinander gewürfelt wurde.

Ich habe in der vergangenen Woche die Funktion „Flyby“ bei Strava entdeckt. Mit dieser Funktion kann man seine eigene Fahrt nachfahren lassen. Zusätzlich, und das macht es so interessant, sind ebenfalls bei Strava registrierte Fahrer sichtbar, die sich im unmittelbaren Zeitfenster auf der gleichen Strecke befunden haben.

Somit gibt es hier ein kleines Video, welches den Abschnitt zeigt, in dem ich den Anschluss an die größere Gruppe verloren habe, aber durch den glücklichen Umstand, dass ich auf der geteerten Straße geblieben bin, schneller den Kontrollpunkt in Dahme erreichte.

Also liebe Randonneure, die Ihr den beschwerlichen Weg durch die Sandkiste angetreten habt, lasst die Strapazen nochmal Revue passieren, als Ihr so herrlich fluchen musstet 🙂

Als kleiner Hinweis. Ich bin auf der roten Strecke gefahren (roter Kreis) und z.B. Wolfgang und Dietmar auf der blauen Strecke (blauer Kreis).

Um noch mehr Impressionen von der Fahrt durch die Sandkiste zu bekommen, gibt es einige Eindrücke auf Dietmars Randonneurseite  Und herrliche Bilder, auf denen man die Anstrengung förmlich mitfühlen kann, gibt es auf den Fotos von Andy.

Brevet – Dreihundert Kilometer 2015 – Eine Prüfung der windigen Art …

… und für einige Randonneure auch eine der sandigen Art. Eine kleine Erkältung zwang mich eine komplette Woche vor dem Brevet dazu, kein Fahrrad zu fahren. Die Erkältung selbst war rechtzeitig abgeklungen, doch Bestand enormer Respekt vor den dreihundert Kilometern, da ich nicht einschätzen konnte, inwieweit der Körper geschwächt wurde. Dementsprechend wollte ich es sehr ruhig angehen lassen und aufgrund der Tatsache, dass ich die ganze Woche abends Zeit hatte, mich um die Strecke zu kümmern, war ich wohl noch nie so gut vorbereitet in ein Brevet gegangen. Sei es die Planung der Stops zum Auffüllen der Getränkeflaschen, das ungefähre Wissen starker Anstiege auf der Strecke oder die Essenpausen.

Wir verließen das Amstel House in Moabit mit zirka 30 Fahrern in der zweiten Gruppe des Tages und durch den Streckenverlauf der ersten 100 Kilometer in vornehmlich südlicher Richtung und dem vorhandenen Rückenwind bis nach Dahme war das Tempo angenehm hoch. Bis zum ersten Kontrollpunkt in Trebbin waren wir fast komplett in der Gruppe zusammen geblieben und dadurch konnte ich mich im Feld windgeschützt verstecken und meinem Plan den Puls nicht all zu hoch schlagen zu lassen nachgehen. Lediglich für das eine oder andere Foto musste ich mich dem Wind aussetzen.

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Stadtauswärts

Im Peloton der zweiten Gruppe des Tages

Im Peloton der zweiten Gruppe des Tages

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In eine neue Runde der Berlin-Brandenburger Brevets

Trebbin verließen Wolfgang und ich recht zügig, nachdem wir die Stempelkarte ausfüllen lassen haben. Auch bis nach Dahme sollten sich ab und zu funktionierende Gruppen finden. In der Nähe des kleinen Dorfes Baruth sorgte ein stetiger Anstieg über mehrere Kilometer dafür, dass die aktuelle Gruppe zerfiel. Ich ließ mich ans Ende fallen und hatte nur meinen Puls im Blick, damit die Anstrengung in Grenzen blieb. Dass ich vor den Randonneuren dieser Gruppe jedoch zu erst in Dahme sein sollte, das hatte mich dann später doch überrascht, denn auf meiner Strecke hatte ich niemanden mehr überholt. Und hier kommt der sandige Teil der Prüfung ins Spiel. Der GPS-Track hatte an zwei Stellen Abbiegungen parat, der die gut asphaltierte Straße verließ und auf einen kaum bis gar nicht befahrbaren Sandweg führte. Zu meinem Glück kamen direkt an der Abbiegung hinter mir Ralf, Matthew und Andy vorbei, die lautstark mir hinterher riefen, dass die eigentliche Strecke auf der Straße entlangführt. Also schnell das Fahrrad durch den Sand zurückgeschoben und weiter auf der Straße Richtung Dahme.

Alle Wege führen nach Dahme

Alle Wege führen nach Dahme

Für alle Randonneure, die sich bärenstark durch den Märkischen Sand Brandenburgs gepflügt haben und auch etliche Reifenpannen in Kauf nehmen mussten, hier eine kleine Aufmunterung. Der starke Bär ist nur für Euch. Bezeichnender Weise in der Nähe des sandigen Untergrunds entstanden.

Bärenstark durch den märkischen Sand

Bärenstark durch den Märkischen Sand

In Dahme wurden das erste Mal die Flaschen aufgefüllt und ich wollte es mir nicht nehmen lassen, nach der Stempelung der Karte in einem Blumenladen noch kurz an der Schlossruine von Dahme vorbeizuschauen. Es lag ein wenig abseits der Strecke, aber der kurze Umweg hatte sich gelohnt.

Frühlingsboten

Frühlingsboten

Blütenpracht vor dem Schloss in Dahme

Blütenpracht vor dem Schloss in Dahme

Dahme verließen wir dann wieder zusammengeführt auf dem Fläming-Skate Richtung Westen und ab hier permanent dem Wind ausgesetzt bis nach Wörlitz. Zirka 90 Kilometer. Bei Kilometer 133, dem dritten Kontrollpunkt des Tages in Oehna gab es dann die erste Stärkung. Hervorragende Pasta in einem ländlich geprägten Gasthof mit einer wohlig warmen Gaststube.

So ist es

So ist es

Al dente

Al dente

Die folgenden 60 Kilometer über Wittenberg(e) bis nach Wörlitz absolvierten wir im Zweiergespann und Wolfgang konnte ein paar Geschichten aus seiner Jugend zum Besten geben, da er in der Gegend aufgewachsen war. In Lutherstadt Wittenberg(e) überquerten wir die Elbe und fuhren auf der südlichen Seite flussabwärts entlang, immer die Deichkrone im Blick. Durch den Heimvorteil von Wolfgang verließen wir in Wörlitz die angedachte Strecke und erkundeten den wunderschönen Park, bevor wir uns zu einer weiteren Stärkung in einem Café niederließen.

Elbüberquerung in der Lutherstadt Wittenberg

Elbüberquerung in der Lutherstadt Wittenberg

Landmarken

Landmarke

Vesuv in Wörlitz

Vesuv in Wörlitz

Schmale Pfade

Schmale Pfade

Wolfgang in Wörlitz

Wolfgang in Wörlitz I

Wolfgang in Wörlitz II

Wolfgang in Wörlitz II

Leckerbissen der süßen Art

Leckerbissen der süßen Art

Mittlerweile hatten wir fast 200 Kilometer in den Beinen und meine Sorgen über meinen Gesundheitszustand und die Folgen für das Brevet stellten sich als unbegründet heraus. Um wieder auf die nördliche Elbseite zu gelangen, nahmen wir in größerer Gruppe die Fähre bei Coswig und füllten für die nächsten siebzig Kilometer unsere Flaschen ein letztes Mal auf, da es keine weitere Möglichkeit der Getränkeversorgung bis zum letzten Kontrollpunkt vor dem Ziel in Dobrikow mehr geben sollte.

Leinen los

Leinen los

Elbüberquerung mit der Fähre in Coswig

Elbüberquerung mit der Fähre in Coswig

Dieser vorletzte Abschnitt hatte neben welligen Passagen auch eine selbstverständliche Prüfung der Berlin-Brandenburger Brevets parat. Es erstreckte sich ein Granitpflaster über 2,5 Kilometer, welches für ein ordentliches Durchschütteln des bisher geschundenen Körpers sorgte. Ich glaube, dass war für mich der bisher längste Abschnitt auf einer gepflasterten Straße.

Rüttelmaschine

Rüttelmaschine

Doch die Abendsonne und deren Lichtspiele sollten eine tolle Entschädigung für die Strapazen sein.

Goldene Farben

Goldene Farben

Lichtspiele auf dem Weg nach Dobrikow

Lichtspiele auf dem Weg nach Dobrikow

Die Stimmung ist prächtig

Die Stimmung ist prächtig

Schattenspiele

Schattenspiele

Bis morgen in alter Strahlkraft

Bis morgen in alter Strahlkraft

Gastraum in Dobrikow

Gastraum in Dobrikow

Wir erreichten Dobrikow mit Einbruch der Dämmerung und eine letzte Stärkung, sowie mehrere Lagen an Radbekleidung sorgten für einen zügigen Verlauf der letzten 50 Kilometer zum Startpunkt unserer heutigen Ausfahrt. Lediglich die etlichen Signalanlagen ab der Berliner Stadtgrenze sorgten für ungewollte Stops. Wir erreichten das Amstelhouse kurz vor 23 Uhr und es wurden lebhaft erzählend die Erlebnisse des Tages ausgetauscht.

Rückkehr

Rückkehr

Letzte Stärkung

Letzte Stärkung

Unterhaltungen

Unterhaltungen

Es bleibt in meiner Erinnerung ein tolles Brevet mit einer tollen Strecke, gut eingeteilten Kräften, aber vor allem wieder tollen Momenten auf dem Rad mit vielen Gleichgesinnten, um nicht das Wort Verrückte zu benutzen. Ich denke, es war für die meisten eine tolle Entschädigung für das nasse 200er Brevet von vor 4 Wochen, trotz des sandigen Missgeschicks. In diesem Sinne. KEEP RIDING!!!

Rundkurs

Rundkurs

Brevet – Zweihundert Kilometer 2015 – Eine Prüfung der nassen Art

Die Eröffnung der Brevet-Saison in Berlin-Brandenburg führte in den Nordwesten der Hauptstadt. Die Rundtour führte über Neuruppin, den ältesten Flugplatz der Welt, Nauen und über Spandau wieder zurück nach Moabit.

Die gesamte letzte Woche wurde genutzt um den Glykogen-Speicher aufzufüllen. Jeden Tag zwei Mahlzeiten mit mindestens einer Handvoll Nudeln auf dem Teller, sollten eine solide Energie-Grundlage für die erste Prüfung von insgesamt vier bilden.

Diese Brevet-Saison ist eine Besondere. Es findet dieses Jahr die Mutter aller Brevets statt. Paris-Brest-Paris. Um dort teilzunehmen muss man vorher die 200km, die 300km, die 400km und die 600km im gleichen Kalenderjahr erfolgreich absolviert haben.

Somit war die erste Prüfung dieser Saison das 200er Brevet. Viele bekannte Gesichter waren am Startpunkt im Amstel House zu erkennen. Wolfgang, mit dem ich bisher die meisten Brevet-Kilometer zusammen absolviert habe. Ingo+Klaus+Ralf, die mal wieder eine tolle Organisation und eine tolle, fordernde Strecke auf die Beine gestellt haben. Mathew und Andy, mit denen ich vor einem Panzer für ein Erinnerungsfoto posiert habe. Christoph, der ähnlich wie ich beim 600er Brevet im letzten Jahr in Hamburg leider abbrechen musste und der aus persönlichen, aber erfreulichen Gründen sein Ziel an Paris – Brest – Paris dieses Jahr teilzunehmen, verwerfen muss.

Insgesamt war der Andrang gleich dem vom Vorjahr und es machten sich wieder 90 Randonneure in drei Gruppen auf den Weg um die zuvor ausgehändigte Stempelkarte an den insgesamt fünf Kontrollstationen zu füllen.

IMG_0507 IMG_2834 IMG_2835Wie üblich, wurde die Stadt im Verband verlassen, um eine möglichst sichere Passage über die Großstadtstraßen zu gewährleisten. Die zweite Startergruppe wurde jedoch bei einer Ampelphase getrennt, sodass die Fahrt zum ersten Kontrollpunkt am Golfplatz Wall (54 KM) mit circa 20 Fahrern absolviert wurde. Unter anderem war auch Dietmar dabei, der ebenfalls über seine Brevet-Erlebnisse in digitaler Form berichtet. Also, um eine andere Perspektive auf das Brevet-Geschehen zu bekommen, empfehle ich sehr gerne Randonneur Didiers Seiten.

Brevet 200 – Bericht von Randonneur Didier

Die Fahrt bis zum Golfplatz verlief recht zügig, wobei sich an der Spitze fleißig abgewechselt wurde. Und auch das Wetter sollte bis zum ersten Stempel kühl und trocken bleiben. Doch die ersten Tropfen deuteten an, dass der angekündigte Regen nicht länger auf sich warten ließ und die eigentliche Prüfung nun folgen sollte. Die restlichen 160 Kilometer sollte es permanent, mal mehr mal weniger, feuchte Berieselung von oben geben. Also warfen sich die meisten in Ihre Regenbekleidung und setzten die Fahrt fort Richtung Wusterhausen.

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IMG_0508 IMG_2843 IMG_2844Es fand sich eine kleine Gruppe von fünf Fahrern, die zusammen auf eine weitere Gruppe von fünf Fahren auffuhr. Von Hinten schlossen sich drei weitere Randonneure an und die Gruppe sollte über den zweiten Kontrollpunkt (86 KM) bis zum dritten Kontrollpunkt in Wusterhausen (103 KM) zusammen bleiben, wobei auch diese geschlossene Bahnschranke dazu beitrug.

IMG_2839 IMG_2848 IMG_2853 IMG_2851 IMG_2850Ein typisches Element der Berlin-Brandenburger Brevets sind die fordernden Kopfsteinpflaster-Passagen. Auch ich wollte gefordert werden und ließ es mir nicht nehmen, jedes Pflaster komplett mitzunehmen und Wolfgang dabei mit einem „Yippieh“ zu begrüßen. Ich denke mal, er wird es vernommen haben. Auch Ralf, der sich für die Strecken verantwortlich zeigt, radelte mit ähnlicher Geschwindigkeit über die Passagen. Wir schauten uns nach Beendigung der längsten Passage an, und stellten angestrengt fest: „Wir leben!“ Nach solch einer Passage merkt man alle Muskeln und schätzt sich glücklich diese Teilprüfung gemeistert zu haben.

Am freien Kontrollpunkt in Wusterhausen befanden sich schon etliche andere Fahrer, sodass die Wartezeit für einen Stempel recht lange dauern würde. Wolfgang und ich gingen in den benachbarten Supermarkt und fragten die dortige Filialleiterin nach einem Stempel und bekamen nach kurzer Wartezeit diesen.

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IMG_0511Daraufhin machten wir gleich weiter und versuchten auf den folgenden Kilometer bis zum vierten Kontrollpunkt in Stölln (126 KM) uns die Kälte mit der einhergehenden Feuchtigkeit rauszufahren. Meine Handschuhe waren mittlerweile komplett mit Wasser durchzogen, doch stellten sie noch einen  guten Schutz vor dem Wind dar. Leider waren die ersten zehn Kilometer nach jeder Pause für die Hände eine Tortur. Jeder, der im Winter ohne Handschuhe längere Zeit im Freien ist, weiß wovon ich rede. Da sich der Körper zunächst auf die Mitte des Körpers konzentriert, waren die Finger leider erst nach den besagten zehn Kilometern wieder warm. Unseren Weg nach Stölln absolvierten wir Beide alleine und es hat sich wieder gezeigt, dass da ein gut harmonierendes Gespann unterwegs war.

In Stölln befindet sich der wohl älteste Flugplatz der Welt, denn absolvierte doch der berühmte Karl Wilhelm Otto Lilienthal hier seine ersten Flugversuche. Die Fotos vor seinem Denkmal zeigen, wie die Feuchtigkeit auch langsam die Digitalkamera ergriff. Mit der Zeit war überall Feuchtigkeit.

IMG_2856 IMG_2857Am „Flughafen“ Stölln, wo eine Iljuschin der Interflug geparkt ist, und der ein Außenstandort der BUGA 2015 ist, machten wir eine längere Pause und wärmten uns bei einer gemütlichen Mahlzeit ein wenig auf.

IMG_2859 IMG_0512 IMG_0513Nach circa 45 Minuten schwangen wir uns zurück auf die Sättel der Räder und absolvierten die restlichen 85 Kilometer teilweise zu Dritt und ab der Berliner Stadtgrenze zu Fünft, inklusive einem Liegerad-Randonneur. Doch auch wie im letzten Jahr beim 200er Brevet, gab es für mich wieder Bodenkontakt. Leider bin ich zu schnell in eine scharfe Kurve auf einem Radweg gefahren. Während des Einlenkens betätigte ich den Bremshebel, sodass bei den nassen Verhältnissen mein Rad ein Eigenleben entwickelte und ich auf meine rechte Körperhälfte fiel. Auch wie im letzten Jahr verlief der Sturz ohne wesentliche körperliche Beschwerden, sondern lediglich mit Materialschäden an der Kleidung und dem Rad. Die Regenjacke und das Trikot besaßen ungewollte Öffnungen und auch das Schaltauge des Rades war nicht in dem Zustand, wie es hätte sein sollen. Als Resultat der Beschädigung des Schaltauges musste ich die verbleibenden 60 Kilometer mit lediglich zwei Gängen auskommen, um zu vermeiden, dass es zum ungewollten Kontakt zwischen Speichen und Schaltung kommt.

IMG_2860IMG_0515Die unfreiwillige Pause dauerte lediglich drei Minuten und nach einem kurzen Stopp zum Auffüllen der Getränkeflaschen in Nauen, erreichten wir glücklich, durchnässt und teilweise durchgefroren gegen halb Fünf Nachmittags den Zielpunkt. Insgesamt waren wir trotz schlechterem Wetter schneller unterwegs als letztes Jahr und trotz der vielen bisher gemeinsamen Kilometer mit Wolfgang, war es das erste Brevet, welches wir vom Anfang bis zum Ende gemeinsam absolvierten. Vielleicht nicht das Letzte.

IMG_0517Wir verbrachten noch circa zwei Stunden im Amstel House und nahmen Getränke und eine wärmende Lasagne zu uns. Es werden die Erinnerungen an die bisher schwerste meteorologische Prüfung auf dem Rennrad bleiben, aber auch die Gewissheit, dass selbst sieben Stunden Regen ein Fortkommen nicht in Gänze unmöglich machen. An alle, die diese Prüfung angetreten sind: Bravo, Ihr tollkühnen Randonneure und stellvertretend ein dickes Dankeschön aller Randonneure an die Unterstützung, die wir zu Hause erhalten.

IMG_0519In diesem Sinne:

KEEP RIDING!!!

Vollbildaufzeichnung 23.03.2015 093304